Zeinisjoch
ZeinisjochWie schon bei der Alpe Verbella erwähnt, wird auch die Alpe „Zaniss“ 1423 im Urbarium der Herrschaft Sonnenberg erwähnt. Sie markierte den letzten Vorposten der aus Guarda durch das Groß- und Kleinvermunt vorstoßenden Bauern. Von hier aus beherrschte man den Zugang zum Vermunt und den Übergang ins Montafon. Der Weg über das Zeinisjoch war auch der einzige ganzjährig begehbare und relativ gefahrlose Weg, der die Galtürer mit der Außenwelt verband. Ein um 1390 auf Zeinis siedelnder Walser Bauer Christian, war zur Zeit Goswins der einzige Marienberger Hörige, der für seine Alpe einen Geldzins, drei Pfund Berner, zu entrichten hatte. Der Text eines Urbariums von Goswin „… Item alpis una in Seines dicta, quam colebat Cristanus in Cultüra, …“ ist insofern aufschlussreich, als dass Galtür nur indirekt – als Wohnort des Walser Bauern – genannt wird. Die „alpem in Signes“ erstreckte sich wahrscheinlich über die Flächen der heutigen Alpe Zeinis, Klein-Zeinis und Teilen von Wirl. Forscht man nach den Ursprüngen des Übergangs am Zeinisjoch, so lässt sich eine fast 1000 jährige Geschichte belegen. Wie bereits beschrieben, übergab Eberhard von Tarasp zwischen 1089 und 1096 die „alpem in Signes“ (Zeinis). Zudem dokumentiert das Bündner Urkundenbuch, die älteste und zugängliche Quelle, bereits für 1089 die Existenz der Alpe Verbella. Es ist anzunehmen, dass bereits vor dieser ersten Nennung eine alpwirtschaftliche Nutzung des „val bella“ stattgefunden hat und damit die Alpenpassage über das Zeinisjoch mehr als 1000 Jahre alt ist. Einen Bericht des römischen Schriftstellers Strabo, der von 63 vor Christi bis zum Jahre 20 nach Beginn unserer Zeitrechnung lebte, wird auch vom Heimatbuch Gaschurn dahin gehend gedeutet. Jeden Frühsommer und Herbst zogen auch die großen Viehherden aus dem Walgau zur Sömmerung über Zeinis ins Jamtal, denn den Walgauern gehörten dort die Weiderechte. Walter Flaig wusste in seinem „Silvretta Buch“ über die sagenhaften Hintergründe des Walgauer Besitzes im Jamtal ausführlich zu berichten. Am Zeinisjoch steht man am Brennpunkt historischer und aktueller Entwicklungen im Oberpaznaun und der Innerfratte. Von der historischen Bewirtschaftung der Berggüter bis zur aktuellen Nutzung der Wasserkraft spannt sich ein weiter Bogen durch Raum und Zeit. Mitunter fühlt man sich am Zeinisjoch aber auch etwas zwischen den Welten. - Hinsichtlich Klima und Gewässereinzugsgebiet verlaufen am Zeinisjoch nachvollziehbare Grenzen. Untersucht man die Wirksamkeit der Landesgrenze in Bezug auf die unterschiedliche Sprachentwicklung von Tirol und Vorarlberg, wird man sich unversehens wieder der Bedeutung des Zeinisjochs als verbindendem Moment in der Entwicklung des Raumes bewusst. Audiofilep018_1_Zeinisjoch.MP3 |