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Geißbargen

by Theresa König last modified 2007-06-06 15:07

Geißbargen


Noch in der Mitte des 20. Jahrhunderts waren viele Ziegenställe, soge­nannte Geißbargen, im inneren Montafon in Siedlungsnähe zu finden. An den Ausgängen der Seitentäler sowie am Einstieg der Vieh­trieb­wege zu den Berggütern standen sie meist in Gruppen zusam­men. Ziegen spielten im Montafon lange Zeit eine wichtige Rolle und wurden nicht umsonst als die Kühe der armen Leute bezeichnet. Früh im Jahr, unmittelbar nach der Schneeschmelze, wurden sie in Herden über die Maisäß- und Alpflächen getrieben. Da Ziegen gerne junge Triebe von Sträuchern und Bäumen sowie Gehölzsämlinge fressen, wurde mit diesen frühen Weidegängen auf den Maisäßen und Alpen der Aufwuchs von Gehölzen unterbunden. Als Hirten für die Ziegenherden einer Ge­mein­de wurden junge, flinke Schul­­buben ausgewählt. Man nannte sie Geißler. Sie kamen jeden Abend mit ihrer Herde zurück zu den Geiß­bargen ins Tal, wo sie besonders im Sommer zur Selbstversorgung der im Tal gebliebenen Familienmitglieder benötigt wurden. Zweimal am Tag – morgens und abends, wurden die Ziegen gemolken. Auf den Berg­gütern waren die Geißler mit ihren Herden im Sommer nur ungern gese­hen, meist waren ihnen nur die gefährlichen Tobel- und Felsgebiete vor­be­halten, wo es für Rinder – ja selbst für Schafe – zu steil wurde und eine Mahd der Flächen nur wenig Ertrag gebracht hätte.

Wahrlich eine undankbare Arbeit für einen Schuljungen, der auf eine Herde schwieriger, recht eigenwilliger und sehr geländegängiger Ziegen aufzupassen und verbotene Flächen unbedingt zu meiden hatte. Jeden Abend musste die Herde zum Melken vollzählig ins Dorf zurückgebracht werden. Als Gegenleistung für diese Arbeit hatten die Bauern ab­wech­selnd die Versorgung des Geißlers mit dem Notwendigsten sicherzu­stel­len, wobei manch einer sich mit einer geringen Gabe aus seiner Pflicht ge­stohlen haben soll. Aber selbst große Männer wie der Bischof von Linz, Franz Joseph Rudigier, hatten in ihrer frühen Jugend wohl das „Amt“ eines Geißlers auf der Alpe Vallüla zu bekleiden. Darüber wird im Heimat­buch Gaschurn/Partenen berichtet.


Audiofile

p04_1_Geißbargen.MP3
 


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