Tanzlaube
Die Tanzlaube neben der Pfarrkirche ist ein Unikum der Vorarlberger Geschichte, wie es früher in jedem Ort bestand aber heute nur noch in Gaschurn sowie in umgebauter Form in Schwarzenberg im Bregenzerwald zu sehen ist. Tanzlauben oder Tanzhäuser werden als Teil der Entwicklung bei den Gerichtsstätten gesehen. Im Mittelalter fanden Gerichtsverhandlungen unter freiem Himmel statt, mit dem Aufkommen der Schriftlichkeit und der verstärkten Form der Inquisition, die die Öffentlichkeit aus verständlichen Gründen scheute, verlegte man ab dem ausgehenden 14. Jh. die Verhandlungen in den Innenraum. Die Form des einfachen und nach allen Seiten offenen Holzbaus hielt sich in nachmittelalterlicher Zeit als sog. Tanzhaus, in welchem verschiedene Anlässe möglich waren. An erster Stelle steht und das verrät der Namen die Durchführung von Tanzveranstaltungen für die örtliche Jugend, die hier leicht beaufsichtigt werden konnte. Daneben fungierte das Gebäude nachweislich auch als Theaterbühne, 1752 soll in St. Gallenkirch das „Letzte Gericht“ im dortigen Tanzhaus aufgeführt worden sein. Eine weitere wichtige Funktion war jene der Versammlungsstätte nach dem sonntäglichen Kirchgang. Hier konnten im persönlichen Gespräch aber auch ganz offiziell Neuigkeiten verlautbart werden. Der Begriff „Laube“ geht schließlich auf das „läubelen“ („löbala“) zurück, das die Verlesung amtlicher Kundmachungen meint. Bemerkenswertes Detail sind die alten Maßeinheiten, die am Mittelpfosten noch zu entdecken sind. Der einfache leicht verwitterbare Aufbau und die inzwischen eingetretene Bedeutungslosigkeit (die Gaschurner Tanzlaube beherbergte zwischenzeitlich auch einmal den örtlichen Kerker) begründete den Verlust dieses kulturhistorisch so wichtigen Objekts in den Vorarlberger Gemeinden. Audiodatei2_Tanzlaube.mp3 |