Lukas Tschofen Stube
Die Geschichte Gaschurns im 17. Jahrhundert steht ganz im Zeichen der Lukas Tschofen, von denen es vier Personen gleichen Namens gab und deren Auswirkungen noch heute massiv zu Tage treten. Lukas Tschofen I. gilt als der legendäre Kriegsteilnehmer, der in Flandern die Kriegskasse entwendet haben soll und so den Reichtum der Sippschaft begründet haben soll. Tatsächlich hat er eine begüterte Gaschurnerin geheiratet und durch Geschäftstüchtigkeit den Reichtum ausgebaut hat. Sein Sohn Lukas Tschofen der II. demonstrierte den Reichtum mit der Errichtung der Kapelle Maria Schnee, Lukas Tschofen III. führte die Alpenrose (1927 abgebrannt), die 1658 als das mit Abstand wirtschaftlich stärkste Gasthaus des ganzen Tales genannt ist. Lukas Tschofen IV. ist schließlich der Bauherr des hier vorgestellten Beispiels herausragender Stubenbaukunst des späten 17. Jahrhunderts. Die Stube befand sich bis 1910 im ursprünglichen Haus des Tschofen an der Straße nach Partenen und kam dann nach Bregenz. Durch Zufall wurde sie dort 1988 wieder entdeckt, von der Gemeinde zurückgekauft und heute ziert sie das Gemeindezentrum (Eingang Verkehrsamt). Herausragende Details sind die Schnitzereien, die am Deckenmittelblatt prestigeträchtig das Wappen der Tschofen und am inneren Türflügel (diesen bei der Betrachtung der Stube unbedingt schließen!) religiöse Symbole zeigen. Die portalähnliche Türe zeigt formal starke Anlehnungen an die zeitgenössische Architektur. Über der Tür gibt die Inschrift Aufschluss über den ehemaligen Besitzer: Lukas Tschofen und seine Frau Christina Lentschin werden hier angeführt, die Jahreszahl „1681“ am Türflügel nennt das Entstehungsjahr der Stube. Das Prestigedenken der Tschofen wird noch durch die „städtische“ Gestaltung des Ofens (ohne Nutzflächen) verdeutlicht. Das Inventar gehört nicht zur Tschofen-Stube und ist deshalb museal ergänzt worden. Die Stollentruhe aus dem 16. Jh. und der Montafonertisch von 1786 sind herausragende Beispiele alpenländischer Volkskunst. Stubenkasten, Wandkästchen, der gußeiserne Kessel und das hölzerne Behältnis stammen aus der zeit um 1700 An die Lukas Tschofen erinnern neben dieser Stube und der Kapelle Maria Schnee vor allem die Tschofen-Häuser, wie sie zum Teil noch stehen; in der Volksschule erinnern Wandgemälde an den sagenhaften Lukas Tschofen und das Kreuz an der Pfraggen soll jene Begebenheit im Bewusstsein halten, wonach Lukas Tschofen sich und die Gemeinde 1622 von den einfallenden Prättigauern freigekauft haben soll. Audiodatei3_Tschofenstube.mp3 |