Kapelle Maria Schnee
Die 1637 errichtete und 1780/1856 erweiterte Kapelle ist eine Stiftung Lukas Tschofens II. Das Erlöschen der Pest nach 1630 dürfte neben dem Streben nach symbolischem Kapital der Ehre ein wesentlicher Grund für die Errichtung dargestellt haben. Immerhin ließ Tschofen (der reichste Gaschurner) die Kapelle in einer schwierigen Zeit und vor allem fast zeitlich parallel zum Neubau der Pfarrkirche erbauen. Die starke Kritik an seiner Vorgangsweise führte dazu, dass Tschofen der Pfarrkirche eine lautere Glocke als in Maria Schnee spendete! Zwei Legenden berichten von der Gründung der Kapelle: Lukas Tschofen soll bei einer Krankheut globt haben, ein Kirchlein zu bauen, wenn es im Sommer schneie. Dies war der Fall auf jenem Hügel an der Ill; Tschofen wurde wieder gesund und baute das Kirchlein „Maria Schnee“. Die zweite Legende berichtet, Lukas Tschofen sei einst von einer Lawine verschüttet worden. Für den Fall der Rettung habe er gelobt, dort, wo die Lawine aufhören würde, eine Kapelle zu bauen, was dann auch geschehen sei. Der legendäre Hinweis auf den sommerlichen Schnee zeigt eine enge Verbindung zur Legende um die Entstehung der römischen Kirche Sta. Maria Maggiore (im Marienzyklus im Langhaus dargestellt): Ein Patrizier vermachte seinen Reichtum der Muttergottes, die ihm im Traum zu verstehen gab, ihr zu Ehren auf dem Esquilin eine Kirche zu bauen. Am nächsten Morgen, einem 5. August, soll der Grundriss durch wundersamen Schneefall gekennzeichnet gewesen sein. Barocke Volksfrömmigkeit und eine spürbare Klimaverschlechterung mit sommerlichen Schneefällen dürften die Rahmenbedingungen für die kurzfristige Blütezeit des Maria-Schnee-Patroziniums im frühen 17. Jh. dargestellt haben. Maria Schnee ist eine lokale Wallfahrtsstätte, als Gnadenbild diente einst das Mariahilf-Bild (heute an der rechten Langhausseite), wie nicht mehr in der Kapelle aufbewahrte Votivbilder zeigen. Das Mariahilf-Motiv ist eines der im Alpenland am weitesten verbreiteten; es geht auf das „Urbild“ Lucas von Cranachs zurück, welches er 1537 für den Bischof von Passau malte und das heute im Innsbrucker Dom aufbewahrt wird. Bemerkenswerte Details der Ausstattung sind des weiteren der Rosenkranzaltar aus der Zeit um 1640 mit der seltenen Darstellung des Turiner Grabtuchs, die volkstümlichen Rokokomalereien im Chorgewölbe, der erwähnte marianische Bilderzyklus mit dem Maria-Schnee-Bild (rechts), die ehemaligen Skulturen aus der Pfarrkirche, von welchen im Besonderen jene am Chorbogen Aufmerksamkeit verdienen: Hier handelt es sich um die vermeintlichen Stifterpatrone Lukas (Tschofen II.) und Anna (Clawothin), die wohl erst nach 1679 (Tod Lukas Tschofen III.) von den Kindern aus seiner ersten Ehe mit Anna Brunoldin beim bekannten Montafoner Bildhauer Melchior Lechleitner in Auftrag gegeben worden sind. Stilistisch sind sie jedenfalls in die Zeit um 1682/85 zu datieren. Audiodatei5_Mariaschnee.mp3 |