Ruine Valkastiel
Im Montafon befinden sich nur zwei Bauten mit burgähnlichem Charakter: Das Diebsschlössli oder Lorünser Schlössli und die Ruine Valkastiel, die schon als „geheimnisumwittertste Burg Vorarlbergs“ bezeichnet wurde.1 Ihre Überreste befinden sich auf einem schwer zugänglichen, von der Umgebung isolierten Felssporn am Ende der Mustergielschlucht am Fuße der Vandanser Steinwand und sind an drei Seiten von wilden Tobeln umgeben. Die erste urkundliche Erwähnung der Burg stammte – wie lange vermutet wurde – aus dem Jahr 1391. Dies ist jedoch inzwischen widerlegt worden, da die besagte Erwähnung nach heutigem Wissensstand kein Gebäude bezeichnet. Somit ist ungewiss, wer die Burg einst erbaut hat. Manche Historiker sind der Ansicht, es handle sich bei der Ruine um den einstigen Sitz eines Berggerichts aus dem 13. Jahrhundert.2 Fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse über die Burg sind jedoch äußerst spärlich, wofür auch die mangelnde archäologische Erforschung dieses Fundplatzes ausschlaggebend ist.3 Am wahrscheinlichsten ist es jedoch, dass die beiden zeitgleichen Solitärbauten, aus denen die Ruine ursprünglich bestand, Teil einer mittelalterlichen Einsiedelei waren, in die sich Mönche zur Kontemplation zurückzogen. Die Volksüberlieferung wiederum berichtet von Rittern, Vogten oder Zwingherren, welche dort gehaust und die Bevölkerung drangsaliert und unterdrückt haben sollen. Besondere Erwähnung findet das „jus primae noctis“ in den Volkssagen – das Anrecht des Burgherrn auf die erste Nacht mit einer Frischvermählten – wobei es sich nach Ansicht von Fachleuten um eine Rechtslegende handelt, für die keine Belege existieren.4 In einer Sage jedoch heißt es, ________ 1 Vgl. Elsensohn 2006: 188 2 Vgl. Schoder 1953 3 Vgl. Wink, Watson et al. 2002: 1 4 Vgl. Elsensohn 2006: 190 5 Beitl 1982: 260 AudiodateiP09-1_Ruine Valkastiel.mp3 |