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Der neue Steg

von Peter SteurerZuletzt verändert: 07.11.2007 11:15

Zu jener Zeit, als die Vandanser noch keine Brücke hatten und nur mit Lorüns und Tschagguns, nicht aber mit dem rechten Ufer der Ill, mit Santatöni1  und Jetzmund, verbunden waren, beschlossen sie, einen Steg zu bauen und schafften das nötige Holz herbei. Als die Männer am Ufer standen und keiner von ihnen imstande war, das Langseil über den Fluss zu werfen, gingen sie daran, die längste Fichte, die da stand, zu fällen. Sie fiel ins Wasser und schwamm davon.
„Wenn grad d´r Teifel kem un üs hälfa tet!“2
sprach der alte Kronenwirt. Kaum hatte er dies gesagt, da tauchte eine Gestalt mit langen Hörnern hinter der Wehrmauer auf und fing zu reden an:
„O wie dumm ihr seid! Hört mich an: Ich baue euch den Steg; doch wisst, der erste der hinübergeht, sei mein.“
Das war bös gemeint. Die Vandanser hielten Rat. Dann sprach der Kronenwirt: „Iverstanda, Moßiö Teifel! Du baust da Steg, un d´r erst, der dröber got, lot Hor. Net wor, des stimmt?“3
Der leibhaftige Gottseibeiuns nickte dazu, plumpste in den Wasserschwall und verschwand. Die Leute lachten in den Bart hinein und gingen heim. Als sie am nächsten Morgen wieder kamen – ein alter stinkender Ziegenbock war auch dabei –, siehe da, der Steg war fertig. Nur das Geländer fehlte. Da war weiter nichts dabei, und flugs wurde es erstellt. Dann schob man den Ziegenbock auf den Steg. Urplötzlich erschien der Teufel, packte den Bock von hinten, lief ihm nach und weg war er, der Teufel nämlich, nicht der Bock. Diesem war allem Anschein nach nichts geschehen. Er stand am anderen Ufer und stampfte mit den Hinterbeinen. Der Vandanser Kemifäger sagte:
„I ho m´r´s denkt. So an aalta Bock ist d´m Teifel z´schlächt.“ 4
Dann rannte er über den Steg, nahm den „Duftikus“ zur Hand, ging zurück und jubilierte:
„Juchei, juchei, an Gäßbock one Schwanz
Des git´sosnianer as bi üs z´Vandans!
Do wörd ma Oga maha un net närsch luaga.“4

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1 bezeichnet St. Anton in der Montafoner Mundart

2 „Wenn gerade der Teufel käme und uns helfen würde!“

3 „Einverstanden, Monsieur Teufel! Du baust den Steg, und der erste, der darüber geht, lässt Haare. Nicht wahr, das stimmt?“

4 „Ich hab´s mir gedacht. So ein alter Bock ist dem Teufel zu schlecht!“

5 „Juchei, juchei, ein Geißbock ohne Schwanz das gibt es nirgendwo als bei uns in Vandans! Da wird man Augen machen und nicht schlecht schauen.“


Audiodatei

P02-3_Der neue Steg.mp3
 


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