vDie Beschreibung der Vallüla des Herrn Battlogg und die Sage über die Windsbraut spiegeln zwei verschiedene Betrachtungsweisen der Bergwelt wider. Der erste Bericht weist auf Begeisterung und Bewunderung für die Bergwelt hin. Der Alpinismus hatte zu Battloggs Zeit bereits eingesetzt, und die Berge stellen nicht mehr nur ödes und gefährliches Niemandsland dar, sondern forderten die Abenteuerlust und den Wagemut bestimmter Menschen heraus. Dabei geht es um den Selbstzweck von Bergbesteigungen, denn die Natur wird um ihrer selbst willen aufgesucht. Die Sage über die Zamangalpe wiederum zeigt uns eine ganz andere Perspektive: die Bergwelt ist hier einerseits die Lebenswelt des Bauern, der die Berge aufgrund seiner Tätigkeit auf der Alpe kennt. Andererseits ist sie ein heimtückischer Ort voller Gefahren, an dem trotzdem gearbeitet werden muss. Es bleibt hier also kein Platz für ästhetische Betrachtungen. Wetterphänomene und andere Naturerscheinungen, für die es keine plausible Erklärung gab, wurden deshalb oft als Teufelswerk, dämonisches Treiben oder eben als Hexentanz beschrieben. Der folgende Dialog zeigt kurz auf, welch ungewöhnliche, ja unter Umständen gar grauenhafte Vorstellung es für den normalen Bürger jener Zeit gewesen sein mag, sich auf einen Berggipfel zu wagen geschweige denn, dieses Unterfangen in der Nacht durchzuführen!
Franz Josef Battlogg beschreibt in diesem Dialog, wie ein Student mit seinem Götti1 in den Bergen unterwegs ist. Dort wird er von diesem vor vollendete Tatsachen gestellt:
Stud.: Aber Herr Götti, biegen wir nicht ab, um auf die Vallüla Alp zu kommen? Die Zeit rückt und den holperigen Weg bei der Nacht zu machen, gehört nicht zu den Erquickungen. G.: Nein mein Gutester, wir gehen auf die Spitze. Stud.: Wie, was – auf die Spitze? Aber davon Hr. Götti haben sie mir noch gar nichts gesagt. G.: Das hat nichts zu bedeuten, diese Partie gehört zu meinen schon lang gehegten Lieblingsplänen. Stud.: Es überfällt uns aber die Nacht und die Spitze ist kritisch, wie was? G.: Die Nacht – das ist es eben was ich wollte, mein Gutester. Stud.: Allerdings schwingt heute der Vollmond sein Horn und die Nacht scheint heiter werden zu wollen. G.: Das Mondlicht ist trügerisch und läßt gerade die heiklen Stellen im Schatten. Stud.: Sie wagen es also nicht beim Mondlicht den Abstieg zu unternehmen? G.: Keineswegs. Stud.: Daraus bin ich zu schließen gezwungen, dass wir die Nacht unter einer Felsenkuppe zubringen sollen. G.: Allerdings – und gerade auf der Spitze Stud.: Und bis am Morgen auf der Spitze? G.: Entschieden. Stud.: Schrecklicher Gedanke! (Sein Gesicht entfärbt sich etwas.) G.: Gerade das ist an der Sache das interessanteste. Stud.: Aber Hr. Götti, wir haben ja keine Kleider bei uns, weder Plaid, noch Mantel, noch Pelzmütze, noch Handschuhe – wie wird uns gehen? G.: Auch keinen Wein, aber etwas weniges Holz ist oben. Stud.: Und wenn uns ein Sturm, ein Gewitter überfällt und uns samt dem Feuer über die Pyramide hinausjagt? G.: Wir müssen, mein Gutester, das Bessere hoffen. Stud.: Und wenn wir schließlich erfrieren, wie was? G.: Vorher springen wir um die Pyramide herum und schlagen und stampfen mit Händen und Füßen, um uns zu erwärmen. Stud.: Das soll mir eine Nacht geben! ________ 1 Götti = Taufpate, der Ausdruck kann aber auch als Beschützer, Mäzen oder Sponsor verstanden werden.
Audiodatei
P07-3_Betrachtung Bergwelt.mp3
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