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Auf Ganeu

von Peter SteurerZuletzt verändert: 07.11.2007 11:59

Ein altes geiziges Männlein besaß einen Mäiseß auf Ganeu. Dort oben fütterte es im Frühjahr das Vieh und bereitete Butter und Käse. Anstatt jeden Sonntag nach Vandans in die heilige Messe zu gehen, blieb es in seinem Mäiseß und beschäftigte sich unter der Messe meistens damit, seine Schuhe zu nageln und seine Kleider zu flicken. Das Männlein starb. Im Frühjahr darauf war es seine Tochter, die die Viehhaltung im Mäiseß besorgen musste. Es war an einem Sonntag. Da ging das Meiggi zuerst in die Frühmesse und dann nach Ganeu. Als es zum Häuschen kam, hörte es im Stübchen klopfen. „Wer kann das sein?“, dachte es bei sich selber. Mit Herzklopfen ging es der Küche zu und mit zitternder Hand öffnete es leise die Stubentür.
„Jisas!“
sprach es,
„was tuast dū dō?“ 
Beim Tischchen saß der Vater, wie er leibte und lebte, und nagelte seine Schuhe. ― Das Mädchen floh in die Küche. Dann fasste es sich ein Herz, ging in die Stube und sprach:
„I bitt di, Äti, red´! Was fēlt d´r?“   
Der Äti antwortete:
„Leichtsinnig war ich und nicht in die Messe bin ich gegangen! Darum muß ich jetzt Schuhe nageln unter der Messe. Laß drei Messen lesen und ich bin erlöst!“
Die Gestalt verschwand. Das Mädchen ließ die drei Messen lesen. Und die Geisterei war vorbei. 1


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1 „Ich bitte dich, Papa, rede! Was fehlt dir?“

Audiodatei

P06-2_Auf Ganeu.mp3
 


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