Wiegensee Ehe Sie den Wiegensee erreichen, durchqueren Sie die dichten Latschenbestände (Latsche - Pinus mugo) der unteren Wiege. Es ist dies wieder ein Hinweis auf die vernässte Geländemulde, die von Außertafamunt ostwärts zieht. Es handelt sich um einen schutzwürdigen, Gemeint sind damit alle natürlichen Lebensräume von gemeinschaftlichem Interesse verzeichnete Lebensraumtypen, vertreten durch: Dystrophe (nährstoffarme) Seen, naturnahe lebende Hochmoore, Übergangs- und Schwingrasenmoore und Moorwälder.
Scheidiges Wollgras (Eriophorum vaginatum), Torfmoose (Sphagnum spec.) und andere typische Hochmoorarten wie beispielsweise der Langblättrige Sonnentau (Drosera longifolia) oder die Armblütige Segge (Carex pauciflora) zeichnen die Flora dieses Lebensraumtyps aus. Mit dem langblättrigen Sonnentau finden Sie entlang des Weges zum Wiegensee eine faszinierende heimische fleischfressende Pflanze. Über die tröpfchenförmige Absonderung eines Sekretes werden Stickstoff liefernde Insekten „verdaut“. Gefangen wird das Insekt über einen Blattschließ-Mechanismus, der durch den Druck der Zellflüssigkeit in den Vakuolen geregelt wird. Beim Berühren der Blätter „bricht“ dieser Druck schlagartig zusammen und das Blatt schließt sich.
Hinsichtlich ihres Biotopwertes spielen die Latschenmoore und auch die Zwergstrauchflächen für gefährdete Vogelarten wie die Birkhühner eine wichtige Rolle. Das Natura 2000 – Gebiet Wiegensee beherbergt eine Population von durchschnittlich 5 Birkhähnen und wohl ebensoviel Hennen. Die Moorfläche der Wiege mit den dahinter ansteigenden Hängen zählen auch zum bevorzugten Jagdgebiet von Steinadler und Uhu (beides stark gefährdete Arten), deren Horstplätze jedoch außerhalb der Gebietsgrenzen des betrachteten Raumes liegen. Beutegreifer und Kleinvögel finden an den mit Steinblöcken übersäten sonnigen Hängen ein reichhaltiges Angebot an Kleintieren als Nahrung. Das Gebiet um die Wiege bietet aber nicht nur Vögeln, sondern auch Reptilien und Amphibien optimale Lebensbedingungen.
Für die Erhaltung des Gebietes um den Wiegensee ist es wichtig, dass Sie sich als Besucher des Gebietes an den vorgegebenen Wegverlauf halten. Immerhin ist der Wandertourismus der einzige Nutzer des sensiblen Raumausschnittes. Alp- und Forstwirtschaft wird nicht betrieben, denn Vieh ist aufgrund der zu befürchtenden Trittschäden aus den Feuchtstandorten (Hoch- und Übergangsmoor) auszusperren.
Der Wiegensee ist das beste Beispiel im Tal für einen „biogenen Moorstausee“. Als nährstoffarmer Moorsee der Hochlagen (ca. 1900 m) zeigt er eine nur langsame aber typische Verlandung in Form von Schwingrasen mit Schlammsegge (Carex limosa) und Blumenbinse (Scheuchzeria palustris). Der See liegt in einer Ost-West verlaufenden Rinne, und die Schwingrasen haben sich primär an West- und Ostseite gebildet. Die Rinne setzt sich nach Osten noch fort in schon fast vollständig mit Schwingrasen überdeckte kleine Weiher. Ein weiterer „alter“ See dieser Art liegt ca. 200 m östlich des Wiegensees und ist bereits von Schwingrasen vollständig bedeckt. Durch die Neigung der Rinne, in der der Wiegensee liegt, werden die talseitigen Schwingrasen wulstartig talwärts geschoben. Dadurch hat sich ein natürlicher Wall gebildet, der einen Teil des Wassers aufstaut. Das heißt aber, dass sich der Wasserspiegel durch diesen Prozess über das ehemalige Niveau der ursprünglichen Seewanne gehoben hat.
Ansätze solcher natürlicher Moorstauseen sind noch auf Vermunt, am Silbertaler Winterjöchle und im Wilden Ried zu beobachten. Der Wiegensee ist aber das eindruckvollste Beispiel. Unter den typischen Hoch- und Zwischenmoorarten ist das reichliche Vorkommen des langblättrigen Sonnentaus (Drosera anglica) hervorzuheben. Neben diesem einmaligen Beispiel eines Moorbiotops, in dem übrigens auch noch Zwerg-Igelkolben (Sparganium minimum) vorkommt, der allerdings nicht blüht, sind Flachmoore, insbesondere Hochmoore außerordentlich zahlreich. Meist sind es von Rasen-Moorbinse (Trichophorum caespitosum) dominierte Bestände mit mächtigen Torfauflagen.
Audiodatei
p010_1_Wiegensee.MP3
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