Schulklasse
Dieser
Raum diente vor der Einrichtung des Museums der hier untergebrachten
Gendarmerie als Gefängniszelle für Frauen. Die Klappe an der Tür erinnert noch
heute an jene Zeit. Ukrainische Zwangsarbeiterinnen, die während des Zweiten
Weltkrieges hier inhaftiert waren, haben sich übrigens in kyrillischer Schrift
auf dem sogenannten Lutzofen, benannt nach der Bludenzer Herstellerfirma,
verewigt. Die
Schulklasse zeigt die alten Schulbänke mit Tintenfässern und Federschachteln
(mit Griffeln, Federn und Bleistiften). An der linken Wand hängt ein
Stundenplan von 1823 aus Bartholomäberg, daneben erinnert eine Schriftprobe in
Kurrent an die bis 1941 gelehrte sogenannte deutsche Schrift. Das Harmonium,
der Waschtrog aus emailliertem Material mit Schwamm und das Kruzifix stellen
ebenso wie die Tafel unverzichtbare Bestandteile alter Montafoner Schulklassen
dar. Am
Pult befindet sich ein Modell zur Erklärung der Bewegungsabläufe von Erde, Mond
und Sonne. Auch die Landkarte aus dem Jahr 1883 wurde zum Anschauungsunterricht
verwendet. Der sogenannte Rohrstab, der ebenfalls auf dem Pult liegt, diente
zur oft nicht zimperlich ausgefallenen Bestrafung. Beim
Hinausgehen sind noch die verschiedenen Schultaschen zu beachten, eine einfache
Holzkiste, die sichtlich selbst gefertigt wurde, sowie eine schon etwas noblere
Ledertasche. Neben dem Eingang hängt noch das Bildnis des Kaisers Franz Josef,
das mehr als ein halbes Jahrhundert die Schulzimmer der k.k. Monarchie zierte. Die Ausstellungsobjekte im Vorraum der Schulklasse ergänzen das Thema: Hier sind eine Schulordnung aus dem Jahr 1910 sowie verschiedene Zeugnisse – wahre Meisterwerke der Kalligraphie – zu sehen. Das älteste Beispiel stammt aus Bartholomäberg und geht auf das Jahr 1741 zurück; es wurde also noch vor der Einführung der Schulpflicht durch Kaiserin Maria Theresia geschrieben.
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