Alpsennerei
Im
Vorraum hängen zwei Glocken, sogenannta „Plümpa“, die den Kühen beim Alpabtrieb
umgehängt wurden. Zwei Bildtafeln der Alpe Außergweil und Latons dienen zur
Veranschaulichung des Alpgeschehens. Das hier abgebildete Außergweil bei St.
Gallenkirch ist bis heute nicht mit dem Auto erreichbar. Das Butterfass wird
noch immer mit einem Wasserrad angetrieben. Zudem
finden sich hier verschiedene Gefäße zum Tragen der Milch (sogenannte
„Badzida“). [Näheres über die Alpe Gweil erfahren Sie im Band 6 der
Montafoner Schriftenreihe – Informieren Sie sich an der Kassa] Aufgrund
der rätoromanischen Ursprünge gibt es im Montafon bis heute keine Alpen mit nur
einem oder mehreren Besitzern. Es handelt sich ausschließlich um
Gemeinschaftsalpen, wobei jeder das Recht hatte, das Vieh zu weiden. Im
Alpstab, den Sie ganz vorne bei der Tür sehen, war eingeschnitzt, wie viel Vieh
jeder Bauer auftreiben durfte. Das
Alpleben dauerte von Mitte Juli bis Mitte September, wobei das Vieh vor dem 21.
September, dem Termin des Viehmarktes in Schruns, wieder abgetrieben werden
musste. Die Alpwirtschaft war einst eine reine Männersache, Sennerinnen gibt es
im Montafon erst in jüngerer Zeit. Beschäftigt waren meist ein Hauptsenn und
ein Beisenn sowie ein Großhirte, ein Mittelhirte und einige Kleinhirten. Frauen
war aus moralischen Gründen, die von der Kirche beeinflusst waren, lange die
Anwesenheit auf der Alpe verboten. Lediglich zu Mariä Himmelfahrt, dem
sogenannten „Hohen Frauentag“, war auch dem anderen Geschlecht der Zugang zur
Alpe geöffnet. Auf
den Montafoner Alpen wurde fast ausschließlich Sauerkäse hergestellt. Die Milch
wurde nach dem Melken gesiebt (dies geschah mit Bärlab) und kam anschließend in
die sogenannten „Brenten“, jene runden, niedrigen Holzgefäße. Nachdem der Rahm
nach etwa zwei Tagen an die Oberfläche gestiegen war, wurde er mit dem
Rahmmesser abgestreift. Dieser Rahm kam dann in den Butterkübel und wurde dort
zu Butter weiterverarbeitet. Die restliche Milch verblieb in den Brenten, bis sie
sauer wurde. Die Sauermilch wurde in den Sennkessel geschüttet und langsam
erwärmt. Dann stieg der Topfen (die sogenannte „Bolma“) an die Oberfläche,
während die Molke (die sogenannte „Schotta“) unten blieb. Die Molke – die heute
sehr geschätzt wird und als gesund gilt – wurde früher den Schweinen
verfüttert. Der Topfen wurde in die etwas höheren Käseformen aus Holz (die
sogenannten „Käsger“) gegeben und war nach einem Tag bereits fest. Dann wurde
er herausgenommen, mit Salz abgerieben und auf ein Lagergestell (das sogenannte
„Tablat“) gestellt. Dort konnte er reifen und wurde immer wieder mit Salz und
Paprika eingerieben. Das
Leben auf der Alpe war verständlicherweise sehr einfach. Gegessen wurde aus
einer Pfanne, wie sie heute im Museum auf dem Tisch steht. Meist gab es ein Mus
oder einen Riebel („Brösel“), gekocht wurde am offenen Feuer. Jeder hatte
seinen eigenen Löffel, der nach dem Essen schlicht und einfach abgeschleckt und
wieder hingestellt wurde. Dennoch
oder gerade deshalb musste auf der Alpe große Sauberkeit herrschen, denn nur
dann konnte man guten Käse erzeugen. Die Milchgeschirre und der Sennkessel
wurden oft mit heißem Wasser abgewaschen. Bis heute werden sehr viele Alpen im Montafon bestoßen, d. h. benützt, teilweise immer noch als Kuhalpen zur Käseerzeugung und teilweise für Jungvieh. Die Alpen sind heute auch als Raststationen für Wanderer beliebt.
Audiodatei13_Die Alpsennerei.mp3 |