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Informationen zur Regionalen Geologie

von Theresa KönigZuletzt verändert: 19.02.2008 14:51

Informationen zur regionalen Geologie


Sie stehen bei der Tafel gleichsam auf einem Teppich, unter dem der auf der Tafel mit AZ (Arosa-Zone) bezeichnete Teppich liegt, der wiederum auf dem SD (Sulzfluhdecke) genannten Teppich auflagert, und dieser auf einem Stapel weiterer Teppiche. Wenn Sie im Talgrund beim Stausee Rodund einen Bohrer ansetzen würden und durch diesen Stapel an Teppichen hindurch bohrten - den Ostalpinen aus Afrika stammenden Decken, den aus dem verschwundenen Zwischenkontinent stammenden penninischen Decken und den bereits zum Rand der europäischen Kontinentalplatte gehörigen helvetischen Decken – dann könnten Sie in etwa 6000 Meter Tiefe die Molassezone anbohren, die auf dem europäischen Kontinentalrand im Alpenrandmeer beim Aufsteigen der Alpen aus dem Abtragsschutt entstanden ist. Und darunter erreichten Sie die Folgen der europäischen Kontinentalplattform, wie sie in der Schwäbischen Alb zu sehen sind. Der Teppich – oder Deckenstapel ist hier an der Grenze zwischen den Ost- und Westalpen durch den Gebirgsabtrag besonders gut erkennbar und einsehbar. Unübersichtlich wird die Situation dadurch, dass jede einzelne Decke eine komplexe Innenstruktur aus Falten und Schuppen hat und aus einer Vielzahl von Schichten mit unterschiedlicher Festigkeit aufgebaut ist. Dieser Aufbau jeder einzelnen Decke aus verschiedenen, von unten nach oben jünger werdenden Schichten ist gut am gegenüberliegenden Hang vom Rellstal zur Zimba erkennbar. Besonders deutlich durchziehen die Schichten den Fußbereich der Vandanser Steinwand und den muldenförmigen Gipfelaufbau der Zimba selbst. Um Ihnen die Vorstellung von einer Decke zu erleichtern, gestatten Sie folgenden Vergleich: Sie nehmen eine große Scheibe Brot, streichen darauf eine dicke Lage Butter, darauf eine besonders dicke Lage Wurst, die Sie wiederum mit einer kräftigen Lage Käse abdecken, auf die Sie eine Lage Gurken legen. Und dieses Paket schließen Sie mit einer mit Butter beschmierten zweiten großen Brotscheibe. Wenn Sie diese Doppelscheibe nun verbiegen, haben Sie ein einfaches Grundmodell einer aus verschiedenen Gesteinsschichten aufgebauten Decke. Mehrere solcher Doppelscheiben übereinander gelegt, ergeben einen Deckenstapel.

Der Taleinschnitt des Rellstales folgt der markanten Gesteinsgrenze zwischen den metamorphen Gesteinen des Silvrettakristallins und den Sedimentgesteinen der Nördlichen Kalkalpen. Diese markante Gesteinsgrenze ist gestört und konnte daher leichter ausgeräumt werden, bildet aber den ursprünglichen Ablagerungskontakt der Kalkalpen auf dem kristallinen Sockel nach. Allerdings greifen von dieser Gesteinsgrenze Sediment-Muldenzüge aus dem Rellstal - wie drei Finger einer Hand - gegen Südosten bis nach Tschagguns bzw. zur Mittagsspitze.

Durch die Stapelung der Deckenteppiche im Zuge der Alpenentstehung liegen nunmehr ursprünglich viele 100 Kilometer weit voneinander entfernte Erdkrustenteile direkt übereinander und - in mehrfacher Wiederholung - wesentlich ältere Gesteine auf wesentlich jüngeren. Die Panoramatafel selbst steht auf der Naht zwischen Silvrettakristallin und Nördlichen Kalkalpen. Deren Gesteinsfolgen werden Sie beim Weiterwandern gleichsam durch die Jahrmillionen durchschreiten. Die Gesteine werden dabei bergwärts immer jünger, vielleicht verjüngt die Einsicht in die Geologie auch Sie selbst...

Audiodatei

P02-2 Informationen regionale Geologie.mp3
 


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