Detailinformationen zur Geologie des Klostertales und des Lechquellen-gebirges Von der Schautafel 13 haben Sie den Blick gegen Osten zum Arlberg und auf die bewaldeten und begrünten Hänge des Silvrettakristallins auf der südlichen Talflanke und auf die schroffen Steilhänge der Nördlichen Kalkalpen auf der nördlichen Talseite. Wie Sie bereits bei der Tafel 2 „Linde“ erfahren haben, wurden die Ablagerungsgesteine ursprünglich direkt auf dem kristallinen Sockel abgelagert.
Diese Gesteinsgrenze wurde im Zuge der Alpenentstehung von Scherfugen durchtrennt, in Ost-Westlicher Richtung zerschert und am Ende der Alpenbildung steil gestellt bis überkippt, wie Sie dies auf dem Modell auf der Tafel rechts unten sehen können. Wegen der starken Störung dieser Gesteinsgrenze bot sie der Taleintiefung durch die Alfenz und den Klostertal Gletscher weniger Widerstand und wurde daher tief eingeschnitten.
Von der Oberen Wies aus sehen Sie wie in ein aufgeschlagenes Buch in die Gesteinstreppe der Nördlichen Kalkalpen mit den ältesten Gesteinen am Hangfuß bzw. im Talgrund und den jüngsten Gesteinen in der Gipfel-region. Sie erkennen in dieser Schichttreppe gut die unterschiedlichen Verwitterungshärten der einzelnen Formationen bzw. Gesteinslagen, die in den härteren Partien Wände bilden, in den weicheren leichter verwitternden Verflachungen und Hochflächen. Sie sehen aber auch, dass innerhalb der Formationen die Gesteine in unendlicher Wiederholung in dünnere und dickere Gesteinsschichten gegliedert sind. Um den bei der Tafel 2 „Linde“ gewagten Vergleich zu wiederholen, stehen Sie hier vor einem Stapel mehrfach belegter Doppelbrote. Auch wenn wir Sie bei Ihrer bisherigen Wanderung für die Geologie begeistern konnten, sollten Sie Ihren Zähnen zuliebe besser in Jausenbrote als in den Gesteins-schichtenstapel des Klostertales beißen.
Die Schichttreppe, die den steil stehenden Flügel einer großen von Osten nach Westen ziehenden Muldenstruktur bildet, wurde durch die Beanspruchung bei der Alpenentstehung in Längsrichtung quer verfaltet, wodurch die Verfolgung der einzelnen Lagen erschwert wird. Im gegenüber liegenden Gipfelbereich der Roten Wand sehen Sie eine namengebende rot gefärbte Gesteinslage durch die Wand ziehen und im Gipfelbereich gelb-braune Gesteinslagen. Die rot gefärbte Lage wird von so genannten Jura-Radiolarit gebildet, einem fast ausschließlich von Kieselalgen aufgebauten Gestein, aus dem unsere steinzeitlichen Vorfahren in den Alpen bevorzugt ihre Werkzeuge hergestellt haben. Ein auf diese Radiolarite ausgerichtetes steinzeitliches Bergwerk wurde erst in den vergangenen Jahren im Kleinen Walsertal aufgedeckt. Das gleiche rot gefärbte Radiolarit-Band haben Sie bereits im Gipfelaufbau der Zimba kennengelernt, der höchsten Erhebung der Vandanser Steinwand. Die gelb-braunen Gesteine im Gipfelaufbau der Roten Wand sind die in Vorarlberg jüngsten Gesteine der Nördlichen Kalkalpen, die in der Kreidezeit vor etwa 105 Millionen Jahren abgesetzten dünnschiefrigen Kreidemergel.
In der Hangverflachung unterhalb der Oberen Wies sehen Sie den bereits früher erwähnten Bomatschiser Wald oberhalb von Küngs Maisäß, der auf einem besonders ausgeprägten Gipskarst wurzelt.
Frage: Wo erkennen Sie im gegenüber liegenden Hang die rot gefärbten, in einem Wüstenklima abgelagerten Verrucano–Buntsandstein-Schichten? Antwort: In den Tobeleinschnitten des Höllentobels und des Muttentobels sowie im Hang oberhalb von Marias. Frage: Warum unterbricht unterhalb der Gamsfreiheit und des Roggels-kopfs sowie der Mustrinalpe eine breite Hangverflachung den Steilhang? Antwort: Hier durchziehen die Raibler-Schichten mit weichen Tonmergeln und Gipseinschaltungen den Gesteinsstapel.
Audiodatei
P06-1 Geologie Klostertal.mp3
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