Sie sind hier: Startseite Inhalte Geologischer Lehrpfad Die Talschaftsgeschichte
Artikelaktionen

Die Talschaftsgeschichte

von Theresa KönigZuletzt verändert: 19.02.2008 14:50

Die Talschaftsgeschichte


Den Schwächezonen im Gebirgsverband folgend, haben die eiszeitlichen Gletscher und die Ill das Tal quer über die geologischen Einheiten bis 100 Meter unter die heutige Talsohle ausgeschürft. Zum Zeitpunkt der letzten maximalen Vereisung vor ca. 18.000 Jahren reichte die geschlossene Eisoberfläche bis zur auf der Tafel eingetragenen Obergrenze von ca. 2000 Meter. Oberhalb dieser Grenze ragten die Bergkämme als Inselberge aus dem Eisstrom. Sie weisen wesentlich schärfere Konturen auf, weil sie nicht vom Eisstrom abgeschliffen wurden.

Beim raschen Rückzug der eiszeitlichen Gletscher in mehreren Etappen mit kürzeren und längeren Pausen und gelegentlichen Wiedervorstößen wurde im Wesentlichen die heutige Landschaft geformt. Beim Rückzug wurden zuerst die Seitentäler eisfrei, während der träge Eiswurm des Illgletschers, genährt aus den hochliegenden Firnbecken der Silvretta, sich noch längere Zeit gegen das Abschmelzen wehrte. Aus dem Talbecken des äußeren Montafons hat sich der Gletscher vor ca. 11.000 Jahren
zurückgezogen.

Späte, niedrige Rückzugsstände werden durch die am gegenüberliegenden Hang eingebetteten Schurfmulden von Latschau, Oberer und Unterer Krista sowie von Bitschweil, Mansaura und Hora markiert. Durch diese Schurfmulden flossen die Schmelzwässer und Abflüsse der Seitentäler entlang des Illgletscherrandes. Nach dem Eisrückzug ist der Talboden sehr rasch von den gewaltigen Schmelzwässern des sich zurückziehenden Eises aufgefüllt worden. Aus den Seitentälern schoben sich Mur- und Schwemmschuttfächer ins Haupttal vor und bilden die Siedlungsflächen von Schruns, Tschagguns und Vandans. Die übersteilten Hänge wurden durch großflächige Hanggleitungen und Felsstürze in den freien Talraum entlastet. Begünstigt durch das am Ende der Eiszeit besonders warme Klima – es war deutlich wärmer als heute – wurden die Täler und Hänge sehr rasch von der Pflanzenwelt wiedererobert und bis weit über die heutige Waldgrenze hinauf bewaldet.

Beim Bau des Lünersee-Kraftwerkes am gegenüber liegenden Golmstock entdeckte man in Latschau durch die Großhangbewegung des Golmer Hanges überfahrene Moräne und Schmelzwasserschotter des Illgletschers;  im Bereich Grüneck fanden sich 4800 Jahre alte Zirbenstämme, die durch den abgleitenden Hang überfahren worden waren.

Der Abtrag der Berge findet nach wie vor statt, wie die unbewachsene, frische Felssturzausbruchskerbe an der Vandanser Steinwand unterhalb des Steinwand-Ecks nachdrücklich zeigt. Hier sind seit 1970 einige 100.000 Kubikmeter fester Fels abgebrochen und ins Venser Tobel abgestürzt.
Spätestens seit der frühen Bronzezeit vor knapp 4000 Jahren wird die Landschaft wesentlich durch den Menschen mitgestaltet. Die früher von der als Wildbach in der Talebene fließenden Ill und den Murstößen der Seitenbäche beherrschte Auwald-Talebene wurde durch die Eindämmung der Bachläufe kultiviert, die Wiesenflächen in den Hängen durch Rodung geschaffen und die obere Waldgrenze für die Alpwirtschaft talwärts in die Steilhänge gedrückt. In der Neuzeit wurde die Landschaft durch Straßen, Kraftwerksbauten, touristische Erschließungen und intensivierte Siedlungstätigkeit maßgeblich geprägt.

Audiodatei

P02-1 Talschaftsgeschichte.mp3
 


Powered by Plone CMS, the Open Source Content Management System

Diese Website erfüllt die folgenden Standards: