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Detailinformationen zum Deckenbau der Alpen

von Theresa KönigZuletzt verändert: 19.02.2008 15:09

Detailinformationen zum Deckenbau der Alpen


Wie bei der Panoramatafel 2 stehen Sie am Rellseck auf einem Stapel übereinander gelegter Teppiche bzw. Decken und blicken von afrikanischem Boden hinaus ins Alpenvorland nach Europa. Die ursprünglich auf einer Horizontalstrecke von ca. 2000 Kilometern nebeneinander gelegenen Meereströge mit zwischenliegenden Festlandschwellen bzw. Kleinkontinenten wurden im Zuge der Gebirgswerdung der Alpen im Zeitraum von 105 – 37 Millionen Jahre von heute an zu einem mehrere Kilometer dicken Stapel übereinander geschoben.

Die markanten Bergrücken der Vandanser Steinwand und der Mondspitze links sowie der Davenna und des Hohen Frassen rechts gehören zu den Nördlichen Kalkalpen und sind Ablagerungen auf dem Nordrand der Afrikanischen Krustenplatte. Die bis zu den Gipfeln begrünten Berge des Hochgerach-Kammes nördlich des Großen Walsertales gehören zum Vorarlberger Flysch und wurden in einem Meerestrog des penninischen, in den Untergrund verschluckten Kontinents abgelagert. Diese Flyschzone überdeckte früher kuppelartig die nördlich davon durchziehende Säntisdecke bis zur Molassezone, wurde aber durch die Erosion bis auf Reste abgetragen, wie z. B. die Flyschklippe des Fähnern in der Schweiz links im Bild, sowie die nördliche Flyschzone von Dornbirn ostwärts. Die beide Talseiten des Rheintals prägenden Kalke der in der Schweiz breit entwickelten Säntisdecke wurden in einem Meerestrog am Südrand des europäischen Kontinents abgesetzt. Sie werden im Panoramabild durch die Säntisgruppe links repräsentiert. Die gegen Norden anschließenden hügeligen Berge werden von den Konglomeraten, Sandsteinen, Mergeln und Tonmergeln der Falten- und der Vorlandmolasse aufgebaut, die die Füllung des Alpenrandmeeres mit dem Abtragsschutt der aufsteigenden Alpen während des Tertiärs von 37 bis 5,3 Millionen Jahre von heute an sind.

Als tiefe Kerbe wurde dieser Deckenstapel vom Rhein und der Ill durchtrennt und ermöglicht damit die Einsicht in den Untergrund. Die eiszeitlichen Gletscher und die Schmelzwässer der Ill haben den Walgau bis 250 Meter unter die heutige Talsohle ausgeschürft. Die Talsohle des Rheintales liegt bis zu 300 Meter unter dem Meeresspiegel bzw. 700 Meter unter der heutigen Rheintalebene.

Gut sichtbar sind die Einengungen des Walgau-Talbeckens durch die von beiden Seiten vorspringenden Rücken der Kalkalpen nördlich von Bludenz sowie durch den Flysch-Rücken von Düns-Schlins und den helvetischen Rücken der oberen Illschlucht unmittelbar südlich vor Feldkirch. In die Panoramatafel eingetragen ist auch die ehemalige Eisoberfläche zum Zeitpunkt des höchsten Eisstandes während der letzten Würm-Hochvereisung vor ca. 18.000 Jahren.

Nördlich von Bürs sehen Sie den weitflächigen, inzwischen dicht besiedelten Murschuttfächer der Schesa, der ab 1796 durch die Ausräumung von 40 Millionen Kubikmetern Lockermaterial im darüberliegenden Schesa-Bruchkessel aufgeschüttet wurde. Dabei wurden Kulturflächen und Gebäude bis 80 Meter hoch verschüttet, die im Zuge des Kiesabbaus 1994 teilweise wieder ausgegraben wurden. Links von Bürs die Steilwände eines interglazialen versteinerten Schuttfächers aus dem Brandnertal und die Bürser Schlucht. Nähere Information zu den Vermurungen, Verbauungsmaßnahmen und zur Geologie der Schesa erhalten Sie im Dorfmuseum in Bürserberg.


Audiodatei

P04-1 Deckenbau der Alpen.mp3
 


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