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Die soziale Struktur der damaligen Zeit

von Alexander SohmZuletzt verändert: 06.06.2007 15:07

Wie heute die Illwerke und der Fremdenverkehr die soziale und wirtschaftliche Situation des Montafons beeinflussen, prägte der Bergbau über Jahrhunderte hinweg die gesellschaftliche und wirtschaftliche Struktur.

Der vermehrte Einsatz von auswärtigen Bergknappen, für die ansässige Bevölkerung wahrscheinlich, fremdes Gesindel", sowie der Zuzug deutschsprachiger Siedler aus dem Wallis, ließ die angestammte, Bevölkerung zur Minderheit werden. Was die, „Silberer“ mit den Walsern verband, waren Sprache, bevorzugte Rechte, wie etwa das Abzugsrecht, die freie Erbfolge und ein gemeinsames Gericht für etwa hundert Jahre, das für die niedere Gerichtsbarkeit zu ständig war. Was sie trennte, waren verschiedene Interessen in Bezug

auf Grund und Boden. Die Bergwerksunternehmer erwarben Güter, um zu graben, und Wälder, um den Bergwerksbetrieb zu unterhalten, während die freien Walser, obwohl einige in den Bergwerken arbeiteten, doch hauptsächlich daran interessiert waren, neue Siedlungsgründe zu schaffen und als freie Bauern den Boden zu bewirtschaften.

Die alten Siedler, noch rätoromanisch sprechend, verband mir den Walsern anfangs nur das gemeinsame Interesse an Land- und Alpwirtschaft, während sie mit den Bergknappen eigentlich nichts gemeinsam hatten. Man kann sich vorstellen, dass diese Unterschiede und das ungleiche wirtschaftliche und rechtliche Niveau große Spannungen unter den Bevölkerungsgruppen hervorriefen. Oft führten die Bergknappen ein Leben, das bei der Bevölkerung Anstoß erregte. Die harte Arbeit im dunklen Berg bot wenig Abwechslung, und so mag es verständlich erscheinen, wenn sie in Gasthäusern die Mühsal der Arbeit vergessen konnten. Die Bergmänner waren raue Gesellen, und die Fäuste unterstützten ihre Argumentationen, aber zum aller größten Teil waren sie gläubige Menschen, die freudig ihre Christenpflicht erfüllten.

Auf Grund der vielen Streitereien im Montafon wurde die Regierung in Innsbruck gebeten, einen, tapferen, unparteiischen" Mann ins Montafon zu entsenden. Er sollte als Vorsteher des Bergrichters den Frieden zwischen Hofjüngern und Knappen herstellen. 1524 starb der Ritter Anstatt Waldner von Frundstein aus dem Elsaß in Schruns. Er könnte der Mann gewesen sein, der die unruhigen Bergknappen im Zaume halten sollte. Sein Grabmal ist hinten im Schiff der Schrunser Kirche heute noch zu sehen. Viele Dokumente und Briefe aus der Zeit des Montafoner Bergbaues liegen im Archiv des Montafoner Heimatmuseums in Schruns. Leider fehlen jene Berichte über die Produktionsergebnisse, die natürlich bei weitem nicht an den Schwazer Bergbau heranreichen, der im Jahre 1523 als Höchstmarke des gesamten Abbaues 15.695 kg Silber und 1.098 Tonnen Kupfer ausweist. Ein Brief aus dem Jahre 1523 ist sehr aufschlussreich über das damalige Verhältnis zwischen Herrschaft und Untertanen. Die, Gewerken" der Schmelzhütten zu Bludenz bitten darin die Regierung in Innsbruck um Erlassung einer Schuld von 89 Gulden.

Audiodatei

P11-3 Die soziale Struktur der damaligen Zeit.mp3
 


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