Das Kirchlein
Die Entstehung des Kirchleins St. Agatha auf Kristberg hängt unmittelbar mit der Bergbauvergangenheit der Region zusammen. Dafür sprechen die Lage im Bergbaugebiet, die Entstehung im Spätmittelalter, also zu einer Blütezeit des Bergbaus, die Existenz mehrerer Bergbauheiliger im Kirchenraum sowie die Gründungslegende. Letztere besagt, dass einst verschüttete Bergknappen in ihrer Not gelobten, an jener Stelle ein Kirchlein zu Ehren der hl. Agatha zu bauen, an welcher sie wieder ans Tageslicht treten sollten. Die Legendenbildung wurde durch den Umstand gefördert, dass an der inneren nördlichen Seitenwand lange ein grauer Fleck zu sehen war, der die Stelle des Ausstiegs der geretteten Bergknappen bezeichnen sollte. Tatsächlich wurde an dieser Stelle bei Restaurierungsarbeiten ein Zugang zu einem Stollen gefunden. Das Kirchlein ist der Bauinschrift am Chorgewölbe zufolge 1507 ausgebaut worden. Baumeister war Kaspar Shop, der uns auch von den Kirchenbauten in Thüringen (St. Anna) und Viktorsberg (Pfarrkirche) bekannt ist. Der schlichte Bau besteht aus einem polygonalen Chor, einem einfachen Rechtecksaal mit Vorzeichen und dem südlich angefügten Turm und Sakristeianbau. Die Gotik wird in der Verwendung des Spitzbogens, der Maßwerkfenster, des Rippengewölbes im Chor, der unterschiedlichen steilen Holzdecke im Langhaus sowie vor allem in der Ausstattung mit den spätgotischen Bildwerken deutlich. An erster Stelle ist der Hochaltar zu nennen. Er besteht aus den Resten zweier Altäre, die sich hier zu einer gotischen Schauwand vereinen. Der untere Altar stammt aus der alten Silbertaler Pfarrkirche, datiert in das Jahr 1477 und zeigt in seinem Zentrum den hl. Nikolaus. Der typische Walserheilige ist Kirchenpatron der Silbertaler Kirche und galt als wichtigster mittelalterlicher Schirmherr gegen die Gefahren des Wassers. Neben ihm stehen zwei weitere Walserheilige, die hll. Theodul und Mauritius. Die Bergbauheiligen Barbara und Agatha finden sich auf den Flügelinnenseiten. Die Predella unter diesem Altar gibt die Szene der Anbetung des Kindes wieder. Der obere Altar ist von 1470 und rückt den Walserheiligen Theodul (mit dem Teufelchen und der Glocke als Attribut) in den Mittelpunkt. Bischof Theodul soll der Legende nach einst bei einem Spaziergang deiner Horde kleiner Teufelchen begegnet sein. Mit sichtlich großer Freude berichteten sie ihm, dass der Papst in Rom gerade einer schweren Versuchung unterliege und damit in ihre Gewalt käme. Theodul gab entsetzt an, dass er den Papst sehr wohl retten könne, wenn er in Rom zugegen wäre. Die Teufelchen ließen sich dieses Ansinnen nicht entgehen und trugen Theodul nach Rom. Es gelang ihm tatsächlich, den Papst vor der Gewalt der Teufel zu retten, und aus Dank erhielt er von diesem eine Glocke, die ihm nun die Teufelchen auch noch nach Hause ins schweizerische Wallis tragen mussten. Der linke Seitenaltar geht auf das Jahr 1633 zurück und zeigt einfache Renaissanceformen. Spannend sind hier vor allem die Figuren, die zum Teil als hochgotisch einzustufen sind. Vor allem die zentral angebrachte hl. Agatha geht noch ins 14. Jahrhundert zurück, aber auch die Giebelfiguren sind in die Zeit kurz nach 1400 zu datieren. Der rechte Seitenaltar hingegen ist ein Werk der Barockzeit. Der Rosenkranzaltar stammt von 1713 und zeigt neben der Rosenkranzkönigin noch die Bergbauheiligen Barbara und Agatha sowie die Marienkrönung im Auszug des Altares. Spätgotischen Ursprungs sind noch die beiden Wandgemälde an der Nordseite des Chores, die eine Marienkrönung und den so genannten Gnadenstuhl (Gottvater mit Christus und der Taube des Hl. Geistes) zeigen, sowie das Kruzifix und die Assistenzfiguren am Chorbogen. Der volkstümlich anmutende Kreuzweg ist hingegen der Barockzeit des 17. Jahrhunderts zuzuordnen. AudiodateiP11-2 Das Kirchlein.mp3 |