Schutzwald
Der Bergwald bietet den wirksamsten und kostengünstigsten Schutz vor Naturgefahren im Alpenraum. Ohne Bergwald könnten wir uns eine Besiedelung der Alpen auf Grund der allerorts notwendigen technischen Schutzmaßnahmen nicht leisten. Der Bergwald schützt vor Steinschlag, Hochwasser, Muren und Lawinen. Im folgenden wird auf den Schutz vor Lawinen näher eingegangen. Die Bedeutung des Waldes als Lawinenschutz wurde schon früh erkannt. Bereits in der ersten "Gemeinen Waldordnung" für das Montafon wurden durch Kaiser Maximilian Holzschlägerungen unter Aufsicht gestellt. Im Jahre 1535 wurde in einem Edikt die besondere Behandlung von Bannwäldern angeordnet und festgelegt, dass Holzfrevler ohne alle "Genad" bestraft werden mussten. Die Schutzfunktion des Waldes beruht insbesondere darauf, dass er das Anbrechen von Lawinen im Wald verhindert. Ist aber eine Lawine oberhalb der Waldgrenze angebrochen, so vermag auch ein intakter Wald die in Bewegung geratenen Schneemassen meist nicht mehr zu stoppen. Die stabilisierende Wirkung des Waldes auf die Schneedecke und damit gegen Lawinenabbrüche beruht auf verschiedenen Eigenarten des Waldes, die es im Freiland nicht gibt. Dazu zählen Schneeinterzeption, Strahlungshaushalt, Wind und die Stützwirkung der Stämme. 1) Schneeinterzeption: Darunter versteht man, dass ein Teil des Schnees bereits in den Baumkronen aufgefangen wird. Der kleinere Teil dieses Schnees verdunstet und der größere Teil fällt nachträglich als Schneeklumpen oder Schmelzwasser zu Boden. Dadurch wird die Schneedecke im Wald weniger mächtig und auch stärker strukturiert. 2) Strahlungshaushalt: In einem dichten wintergrünen Wald ist das Mikroklima ausgeglichener als im Freiland. Die Erwärmung der Schneedecke während des Tages und die Abkühlung in der Nacht sind kleiner. Deshalb wird im Wald weniger Oberflächenreif als im Freiland gebildet. Oberflächenreif stellt eine gefährliche Schwachschicht im Schneedeckenaufbau dar und kann bei Neuschneefällen zu Lawinenabgängen führen. 3) Wind: Der Wind bläst den Schnee an exponierten Stellen ab und lagert ihn an anderen Stellen wieder an. Man nennt das Schneeverfrachtung. Dadurch werden unterschiedlich dicke und feste Schneeschichten gebildet, die zu Spannungen in der Schneedecke führen und somit Lawinenabgänge begünstigen können. In einem geschlossenen Waldbestand ist die Windeinwirkung deutlich geringer als im Freiland. 4) Stützwirkung der Stämme: Die Stämme stützen die Schneedecke ab und stabilisieren sie. Da der Wald vielerorts Siedlungen und Verkehrsachsen vor Lawinenniedergängen schützt, ist die langfristige Erhaltung dieser Schutzleistung mit waldbaulichen und falls notwendig technischen Maßnahmen von grosser Bedeutung. Sie befinden sich gegenwärtig in einem Verbauungsprojektgebiet der Wildbach- und Lawinenverbauung. Diese wird im nächsten Informationspunkt erläutert. AudiodateiP09-1 Schutzwald.mp3 |