Kristberg Riader
Auf der sanft geneigten Hangschulter unterhalb des Kristbergsattels prägen ausgedehnte Flachmoore und Streuwiesen die Landschaft. Diese Streuwiesen und Flachmoore sind im Volksmund unter „Kristberger Riader“ bekannt. Streuwiesen sind nutzungsabhängige Lebensgemeinschaften. Sie dienten früher der Streugewinnung und wurden dazu einmal im Herbst gemäht. Eine Düngung erfolgte nicht. Diese Art der Nutzung ließ eine besonders artenreiche und einzigartige Flora entstehen. Solche „Riader“ entstehen im Berggebiet häufig in Bereichen mit tonreichem durch den Gletscher verdichtetem Untergrund, der einen wasserstauenden Effekt hat. Viele dieser Flachmoore und Streuwiesen sind aber auch an Stellen entstanden, wo einst das Bergwasser aus den Bergwerksstollen geleitet wurde. Dies ist insbesondere für die Bergbaugebiete am Kristberg und am Bartholomäberg typisch. Das Relief lässt oft noch Abraumhalden und Terrassen erkennen. Der bedeutendste Lebensraumtyp der „Kristberger Riader“ stellt die Pfeifengras-Streuwiese dar. Das Pfeifengras (Molinia caerulea) bildet große Horste mit schmalen blaugrauen Blättern von 30-90 cm Höhe. Im Gegensatz zu anderen Gräsern besitzt das Pfeifengras keine Knoten an den Halmen. Stattdessen findet man eine unterirdische Verdickung, welche als Nährstoffspeicher dient. Hier werden im Herbst die Mineralstoffe aus den Blättern eingelagert, wodurch sich die oberirdischen Pflanzenteile kupferbraun verfärben. Dadurch gehen die Mineralstoffe nicht verloren, wenn im Herbst die toten Halme gemäht werden. Geschieht die Mahd zu früh, verschwindet das Gras sehr rasch. Der lange glatte Halm des Pfeifengrases wurde früher neben der Nutzung als Besen- und Bindegras auch zum Putzen von Pfeifen verwendet. Neben dem Pfeifengras kommen je nach dem Grad der Vernässung auch typische Flachmoor-Pflanzenarten wie beispielsweise die Schwarzsegge (Carex nigra), Sumpf-Schachtelhalm (Equisetum palustre), Binsen (Juncus articulatus, Juncus alpinus) und auch die Davallsegge (Carex davalliana) vor. Die Artenvielfalt dieser Streuwiesen ist durch Nährstoffeintrag und Verbuschung oder Bewaldung bedroht. Deshalb ist die jährliche Herbst-Mahd für die Erhaltung dieses einzigartigen Lebensraumes von ausschlaggebender Bedeutung. AudiodateiP07-1 Kristberg Riader.mp3 |