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Papstschlüssel

von Alexander SohmZuletzt verändert: 06.06.2007 15:07

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts, also etwa um 1400 herum, gab es auf der ganzen Welt einen schrecklichen Streit. Die geistlichen und weltlichen Verhältnisse gestalteten sich so, dass anlässlich einer Papstwahl auf einmal 3 Päpste auftraten, die sich mit Hilfe der weltlichen Mächte gegenseitig bekämpften.

Jeder wollte der richtig gewählte Papst sein, und so kam es, dass die Römer ihren Papst wollten, die Franzosen einen anderen usw. Es entstand ein Durcheinander, dem man Abhilfe schaffen musste, und es kam zum Konzil zu Konstanz in der Zeit von 1414 bis 1418.

Zu diesem Konzil erschienen 26 Fürsten, 3 Patriarchen, 29 Kardinäle, 1800 Geistliche und über 70.000 Laien. Auch die 3 Päpste wurden vorgeladen und unter diesen war Papst Johannes XXIII., der römische, von dem manche annehmen, dass es vielleicht der richtig gewählte gewesen sei.

Dieser kam mit seinem großen Gefolge von Rom aus über den Brenner nach Innsbruck, von dort durchs Oberinntal herauf und unter vielen Mühen und Entbehrungen über den Arlberg bis nach Dalaas. Dort wurde die ganze Reisegesellschaft plötzlich aufgehalten, da in der Nachbargemeinde Braz die Pest ausgebrochen war.

Die Reisegesellschaft kam in große Verlegenheit. In einigen Tagen sollte sie schon in Konstanz sein, und den weiten Rückweg nach Rom anzutreten schien auch nicht geraten. Da seien die Montafoner schlüssig geworden, Hilfe zu leisten. Sie hätten einen Tragstuhl oder eine Sänfte gebaut und Papst Johannes XXIII. über den Kristberg ins Montafon getragen.

Der Papst habe dann die Weiterreise nach Konstanz durchs Montafon unternehmen können, und zum Dank für dieses schöne Entgegenkommen hätten die Montafoner das Privileg erhalten, den Petrusschlüssel in ihr Wappen aufnehmen zu dürfen.

Auf Grund der päpstlichen Urkunde wären die Montafoner berechtigt, nicht nur das kleine, sondern auch das große päpstliche Wappen (Petrusschlüssel mit der aufgesetzten Tiara) in ihr Wappen aufnehmen zu dürfen.

Die Montafoner sind aber bescheidene Leute und sind mit dem kleinen zufrieden, wie man es in Schruns am Gemeindehaus, am Haus des Standes Montafon, am Gerichtsgebäude, am Kurhaus, am Heimatmuseum usw. und in vielen Schriften, die das Tal Montafon betreffen, ersehen kann.

Das Begleitpersonal des Papstes (ca. 300 Personen) und die Fahrzeuge konnten unmöglich den Weg über den Kristberg unternehmen und seien, mit Umgehung der von der Pest gefährdeten Stelle in Braz, glücklich in Bludenz eingetroffen.

In Konstanz wollte sich Papst Johannes XXIII. den Wünschen und Ratschlägen des Konzils in keiner Weise fügen, geriet mit den Konzilsvertretern in derart heftigen Streit, dass er sich schließlich als Jäger verkleidete und nach Schaffhausen hinab flüchtete. Alle 3 Gegenpäpste wurden dann abgesetzt und Martin V. (ein Franzose) zum Oberhaupt der Kirche bestellt. Johannes der XXIII. verlor auf diese Weise Amt und Würde.


Audiodatei

P05-4 Die Papstschluessel.mp3
 


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