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Pinge

von Alexander SohmZuletzt verändert: 06.06.2007 15:07

Im Montafon sind viele solcher Trichter in der Naturlandschaft wie Sie im Waldstück am Kristberg finden feststellbar. Nicht alle stammen aus der Bergbautätigkeit. Im Gebiet von St. Anton z.B. stammen die Einbuchtungen von eingestürzten Gipslöchern, die durch das Wasser ausgeschwemmt wurden. Diese werden daher auch Gipsdolinen genannt.

Im Silbertal sind montanarchäologische Untersuchungen durchgeführt und prähistorischer Bergbau entdeckt worden. Am Kristberg dürfte sich der älteste Bergbau der Region befunden haben. Aufmerksame Wanderer können deshalb heute noch Spuren des Bergbaus erkennen. Im Rahmen eines seit dem Jahr 2000 laufenden interdisziplinären Forschungsprojekt werden neben vegetationsgeschichtlichen Untersuchungen an Mooren in Bartholomäberg und Silbertal auch montanarchäologische Untersuchungen mit dem Ziel durchgeführt, bronzezeitlichen Bergbau ausfindig zu machen. Im Rahmen dieses Forschungsprojekts werden umfangreiche Prospektionen und Begehungen nicht nur zur Sondierung von Mooren durchgeführt, sondern auch alle bekannten Bergbauspuren begangen, um Spuren, Hinweise und Anhaltspunkte für „alte“ Bergbauspuren zu erhalten, die älter als die meist gut erhaltenen und gut erkennbaren hoch- und spätmittelalterlichen Bergbaue sein könnten. Erste montanarchäologische Ausgrabungen wurden im Jahre 2003 im hinteren Silbertal im Gafluna Tal in einem kleinen Untertagebau mit Feuersetzspuren durchgeführt.


Im Sommer 2005 erfolgte eine weitere montanarchäologische Untersuchung auf dem Kristberg in einem Pingenfeld (Erz-Abbaugruben) beim Kristbergsattel-Lift, die Aufschlüsse zum Alter dieser Bergbauspuren ergeben sollen. Dabei wurde durch zwei Pingen ein langer Profilgraben gezogen, um Form und Tiefe dieser kleinräumigen Abbautätigkeiten zu erschließen. Bei den so genannten Pingen handelt es sich um oberflächennahen Tagebau, bei dem meist kurze Schächte in den Boden getrieben werden und der Aushub kreisförmig um den Schacht abgelagert wurde. Der Bergbau galt der Suche nach Eisenerz. Unter den Halden der Pingen wurden bei den Ausgrabungen  auf der alten Oberfläche zahlreiche Holzkohlen gefunden, die jetzt datiert werden konnten. Zwei Radiocarbon-Datierungen (AMS C14-Datierungen in Wien) an Holzkohlen datieren diese Bergbauspuren in das 11./12. Jahrhundert n. Chr., also in das Hochmittelalter. Es handelt sich somit um die ältesten archäologisch belegten Bergbauspuren im Montafon und in Vorarlberg. Jedoch weist die Nennung von acht Eisenschmelzöfen im churrätischen Reichsurbar aus dem Jahre 842 auf eine ältere Vergangenheit des Bergbaus im Raum Bludenz – Klostertal und Montafon hin. Es ist das Ziel weiterer montanarchäologischer Untersuchungen, ältere Bergbauspuren etwa aus der Bronzezeit zu finden.

Im Zusammenhang mit Prospektionen und montanarchäologischen Ausgrabungen werden auch Schlacken, Schlackenhalden oder Verhüttungsplätze gesucht. Dabei ist der Blick nicht nur auf das Kupfererz und auf die Bronzezeit gerichtet, sondern ebenso auf die Frage der Nutzung der Eisenerze in keltischer Zeit, aus der immerhin auch einige Einzelfunde (zwei Lanzenspitzen, eine Fibel) und intensive Siedlungsniederschläge in den Moorprofilen und auf dem Siedlungshügel im Friaga Wald in Bartholomäberg vorliegen. Nicht zuletzt hat auch der früherer Leiter des Vorarlberger Landesmuseums, Elmar Vonbank, vor dem Hintergrund der umfangreichen keltischen Eisenartefakte von Bludenz-Unterstein bereits 1966 den Verdacht geäußert, dass die Eisenerze des Davenna-Stocks (also Klostertal, Silbertal und Bartholomäberg) bereits in keltischer Zeit abgebaut und genutzt worden sein könnten.

Audiodatei

P04-1 Die Pinge.mp3
 


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